Wie wir arbeiten

Leitgedanke und Zielsetzung


„Wenn Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie grösser werden, gib ihnen Flügel“

Khalil Gibran
 

Neben den wichtigsten Wurzeln, die das Kind durch sein familiäres Umfeld erfährt, sehen wir uns in der Verantwortung, ergänzend zu der Familienstruktur, jedem Kind ein Gefühl von «verwurzelt sein» zu vermitteln und dadurch einen Beitrag zu einem stabilen Fundament im Leben des Kindes zu leisten. Um es mit einem Bild eines Baumes zu erklären: je stabiler die Wurzeln sind, umso reicher und gesünder werden Blüten, Blätter und Früchte sein. Mit diesem tiefen Vertrauen, dass es in sich selbst trägt, kann das Kind den Stürmen des Lebens standhalten.

Unser Bild vom Kind

 

„Ein Kind ist aus hundert gemacht. Ein Kind hat hundert Sprachen, hundert Hände, hundert Gedanken, hundert Weisen zu denken, zu spielen und zu sprechen. Immer hundert Weisen zuzuhören, zu staunen und zu lieben, hundert Weisen zu singen und zu verstehen, hundert Welten zu erfinden, hundert Welten zu träumen…“

Loris Malaguzzi


Wir sehen jedes Kind als kleines Individuum, das wir dabei unterstützen wollen, seinen eigenen Weg zu finden, seine Kompetenzen zu entfalten und sein unverwechselbares, einzigartiges Ich zu entwickeln. Wir sehen das Kind als ein eigenständiges Wesen mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen, das im Mittelpunkt unseres pädagogischen Geschehens steht. Wir nehmen das Kind als einen kompetenten Partner wahr, den wir an und in einem wechselseitigen Prozess des Werdens beteiligen. Uns als Wegbegleiter ist es wichtig, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, damit wir sie besser verstehen und zusammen mit ihnen Schritt für Schritt in das Abenteuer Leben gehen können. Dabei ist es uns wichtig, dass wir in unserer pädagogischen Grundhaltung dem Kind positiv, mit Achtung, Wärme und Rücksichtnahme, dem notwendigen Einfühlungsvermögen und mit Echtheit begegnen. Eine liebevolle, wertschätzende und individuelle Atmosphäre, in der sich das Kind geborgen und wohlfühlen kann, bietet den Nährboden für stabile Wurzeln, aus denen gesundes Leben wachsen kann.

Pädagogischer Ansatz und die Rolle der Betreuungspersonen

In unserem pädagogischen Handeln ist es uns wichtig, alle Lern- und Entwicklungsbereiche, die für ein gesundes Aufwachsen der Kinder notwendig sind, anzusprechen und aufzugreifen. Durch eine ganzheitliche Pädagogik, die jedes Kind in seiner Individualität wahrnimmt und die auf seine persönlichen Bedürfnisse eingeht, sind wir bestrebt, das Kind dort abzuholen, wo es momentan steht. Impulse, die von den Kindern ausgehen, greifen wir auf und bauen diese in unser Handeln mit ein. Wir lassen uns durch verschiedene pädagogische Richtungen inspirieren, die wir in unsere Arbeitsweise miteinfliessen lassen. So finden sich beispielsweise die Grundsätze von Emmi Pickler, von Maria Montessori oder vom situationsorientierten Ansatz bei uns wieder. Wir sehen uns als pädagogische Begleiter, die dem Kind individuelle Möglichkeiten und Anreize bieten, an denen es sich orientieren kann. Um das zu ermöglichen, ist es uns wichtig, uns unserer Rolle und Verantwortung bewusst zu sein, damit wir ihr gerecht werden können. Nur, wenn wir uns selbst über unsere eigene Haltung zum Leben und zum menschlichen Miteinander klar sind und Position dazu beziehen, können wir den Kindern in unserer Vorbildfunktion zur Seite stehen. Die Kinder bei ihrer Persönlichkeitsfindung und in ihren Entwicklungsprozessen in ausgewogenem Verhältnis von «Anleiten» und «selbstständig experimentieren dürfen» zu unterstützen, ist eine unserer Aufgaben im Kinderbetreuungsalltag.
 

Dies beschrieb bereits Maria Montessori sehr treffend in ihrem folgenden Grundsatz:

«Hilf mir, es selbst zu tun!»

Wir achten hierbei darauf, die Kinder zu fördern, sie jedoch nicht zu überfordern und ihren jeweiligen Entwicklungsstand und ihre individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Ein genaues und wertfreies Beobachten von einzelnen Kindern sowie von Gruppenprozessen nimmt einen sehr wichtigen Stellenwert ein. Diese bedeutenden Komponenten unserer Rolle und unseres Verhaltens ermöglichen einen reflektierten und wertschätzenden Umgang mit den Kindern.


Konfuzius formulierte diesen Gedanken folgendermassen:

„Erzähle mir – und ich vergesse
Zeig– mir - und ich erinnere mich
Lass es mich selbs– tun - und ich verstehe“

Umzunehmend selbstständig und eigenverantwortlich handeln und in den unterschiedlichen Entwicklungsprozessen experimentieren zu können, benötigt das Kind entsprechende Freiräume und Lernumgebungen. So wird ein Wachsen in sozialer wie emotionaler, in kreativer und musischer sowie in sprachlicher, kognitiver und motorischer Hinsicht möglich und für das Kind wertvoll. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist, dass wir Vertrauen in die Kompetenzen der Kinder haben. Nur, wenn die Kinder vielseitige Möglichkeiten geboten bekommen, im eigenen Tempo, nach persönlichem Interesse und mit individuellen Methoden Lernerfahrungen sammeln zu können, wird motiviertes und freudiges Lernen gelingen. So können die Kinder langfristige Erfolge erzielen und sich selbst als kompetente und handlungsfähige Persönlichkeiten erleben.

Eingewöhnung

Damit ein stabiles Bindungsband zwischen Kind und den Bezugspersonen entstehen kann, ist eine einfühlsame und individuelle Eingewöhnungsphase Grundvoraussetzung. Für die meisten Kinder ist der Übergang vom Elternhaus in die Kinderbetreuung die erste Trennungserfahrung auf Zeit, die die Kinder bewältigen müssen. Die Eingewöhnung gestaltet einen sanften Übergang in den neuen Lebensbereich und ermöglicht dem Kind, sich bei uns geborgen und wohlzufühlen. Das Kind erhält die nötige Zeit, um sich mit der neuen Umgebung und den neuen Eindrücken vertraut zu machen und die Bezugspersonen und neuen Spielkameraden kennen zu lernen. Jedes Kind reagiert auf neue Situationen unterschiedlich und deshalb richten wir uns nach den individuellen Bedürfnissen des Kindes und deren Eltern oder Vertrauenspersonen. Etwas Vertrautes (z.B. ein Kuscheltier, ein Schmusetuch, Nuggi etc.) von zu Hause mitzubringen, hilft dem Kind in der neuen Umgebung Sicherheit zu gewinnen. Uns ist es wichtig, dass sich die Eltern oder sorgeberechtigten Personen während der Eingewöhnungsphase passiv verhalten, aber präsent sind, wenn das Kind zum «sicheren Hafen» zurückkehren möchte. Die Eingewöhnungszeit bemessen wir anhand der Reaktion des Kindes, beträgt aber mindestens sechs Tage. Je positiver die Eingewöhnungsphase von den Kindern und deren Familien empfunden wird und je mehr Vertrauen die Eltern oder sorgeberechtigten Personen in die Bezugspersonen setzen, desto stabiler und bereichernder wird die Zeit für die Kinder werden.